Hab es gestern runtergeladen und in der Bahn nach Hause gehört, mal
ohne was zu lesen dabei, also richtig konzentriert (was ein wenig schwer
fiel). Bin dabei bis zur Mitte von Hungry Years gekommen. Heute morgen
dann Hungry Years neu gestartet und den Rest gehört. Habe dann kurz
gedacht, er habe da eine Art Coda eingebaut, wo sich Melodien vom Anfang
am Ende wiederholen - das kam mir doch zunehmend bekannt vor - bis ich
bemerkte, dass der Spotify-Player wieder zum Anfang des Albums
zurückgesprungen war. Immerhin konnte ich so den Nachweis eines
Wiedererkennungs-Effekts führen...
Das Album hinterlässt beim ersten Hören einen (wie immer bei Steve)
zwiespältigen Eindruck. Die instrumentalen Passagen sind mir einerseits
oft zu aufdringlich laut und dicht, da knattert und kracht es überall
und Gitarrensoli werden überall mit Highspeed reingestreut, dazu ballert
ein extrem unruhiger Bass - andererseits sind mir dann die ruhigeren
Stücke zu banal, zu vorhersehbar, zu poliert. Insbesondere die Effekte
auf den Hackett-Chören sind nervig, zum Glück gibt es doch
mehrere Stücke, bei denen Steves Stimme völlig trocken nach vorn
gemischt ist. Das ist mutig und es funktioniert. Hätte ich gern überall
so gehabt. Der Gitarrist Steve Hackett scheint zudem fast völlig
vergessen zu haben, dass seine große Stärke nicht in der Geschwindigkeit liegt - aber das kritisiere ich schon lange an ihm.
Klar, der Sound ist kritikwürdig, noch mehr allerdings die
Arrangements. Steves und Rogers Idee von Prog ist offenbar alles gleich
laut und nach vorn zu mixen, dadurch fehlt echte Dynamik und
Durchsichtigkeit. Auch muss wohl ständig ein Orchester mitfiedeln. Da
fehlen mir vor allem auch die Soundideen - das ist so doch alles sehr klassisch-konventionell (und damit wenig "progressiv").
Was Mix und Mastering angeht, ist mir bisher (unter Kopfhörern) nur
aufgefallen, dass viele Stücke etwas höhenarm klingen - eine kleine
Anhebung (ca. 2 dB) im Bereich um 4,5 kHz hätte den etwas muffigen Sound
m.E. deutlich erfrischt. Außerdem ist mir bei einigen Stücken eine sehr
schmale Stereobasis aufgefallen. Hätte man die Instrumente weiter
aufgefächert und auch mal ganz nach links oder rechts verteilt, hätte
davon auch die Transparenz profitiert.
Auf der positiven Seite: ich denke, das Album wird beim mehrfachen
Hören noch deutlich gewinnen - habe heute morgen ja (aus Versehen) die
ersten vier Songs erneut gehört und kann nur sagen, dass sie mir schon
deutlich besser gefallen haben als beim ersten Mal.