Das war ein erstaunlich gutes Konzert - ich hatte mit viel weniger
Enthusiasmus und Spielfreude gerechnet, aber hier hatten alle Beteiligten offenbar
jede Menge Spaß und zeigten das auch - bis zur Erschöpfung. Besonders um
Lindsey konnte man schon fast Angst bekommen - er war der einzige, der
nie von der Bühne ging und sich enorm verausgabte; sich nach Songs wie Big Love und I'm so afraid
ein paar Mal die Hand aufs Herz legte und pusten musste (was natürlich gespielt war und als Selbstironie verstanden werden sollte). Mit seinen 64
Jahren ist er der Jüngste des Quartetts, aber auch Mick Fleetwood
(immerhin schon 66) gab physisch alles.
Der Sound war hervorragend, von kleineren Problemen beim Opener Second Hand News
abgesehen. Wohl leider etwas zu laut, wie der Rest der Familie
einwenden musste, aber mit meinen -15 dB linearen Dämpfern in den Ohren
geradezu perfekt. OK, das eine oder andere Gitarrensolo hätte knapper
ausfallen dürfen und die fast 10minütige Version von Gold Dust Woman war auch einen Tick zu lang, aber ansonsten gab es nichts auszusetzen. Schön auch zu erleben, wie Sad Angel, einer von zwei neuen Songs im Programm, sich nahtlos einfügte. Without You
klang zwar besser als die Studioaufnahme auf der neuen EP, enttäuschte
aber ein wenig, nicht zuletzt auch wohl wegen Stevie, die die Geschichte
des Songs in gefühlten 10 Minuten einer langatmigen Einleitung erzählen
musste. Highlight des Programms war für mich Tusk (obwohl dieser
Song noch nie zu meinen Favoriten zählte) - hier passte einfach alles
zusammen: Sound, Arrangement, Lightshow und die Rückprojektion.
Hervorragend auch die beiden Backing-Sängerinnen Sharon Celani und Lori
Nicks, die den Leadvocals die nötige Stütze zu geben schienen, so dass
diese im Lauf der Show immer besser wurden.
Am Schluss gab es zwei bewegte Ansprachen - eine längere, gefühlvolle
von Stevie und eine knappere, aber kaum weniger emotionale von Mick, in
denen beide ihre große Dankbarkeit dem Publikum gegenüber für das, was
sie seit 37 Jahren zusammen machen durften, ausdrückten. Daraus zu
schließen, dass dies womöglich doch die letzte Tour dieser Formation
gewesen sein könnte, erscheint trotz aller "see you next time"-Rufe im
Nachhinein nicht allzu abwegig.