Mittwoch, 14. Mai 2014

COLDPLAY - Ghost Stories (2014)

Abb.: Wikipedia
Habe das neue Album gestern abend auf dem Nachhauseweg gehört und war entsetzt!

Muss vorausschicken - Coldplay habe ich anfangs eher gehasst (besonders Clocks), erst mit "X&Y" wurden sie für mich interessant. "Viva la Vida/Prospekt's March" fand ich sogar beeindruckend gut, vor allem weil Brian Eno hier maßgeblichen Einfluss hatte. "Mylo Xyloto" war nicht ganz so toll, hatte aber immer noch ein paar klasse Songs.

Aber jetzt "Ghost Stories", das neue Album? - Sorry aber das geht gar nicht. Ich war mehrere Male auf der Skip-Taste und hab es mir nur verkniffen, weil ich mir gesagt habe, da musst du einmal durch. Die ersten drei Songs gehen noch - der Opener Always in my head ist akzeptable Coldplay-Konfektionsware, tut aber nicht weh. Magic, die erste Single, geht auch noch, aber schon bei Ink wird es schnell zum Gähnen, obwohl der Song mit 3:48 gar nicht mal so lang ist. Dann jedoch folgt True Love, ein Song, der nicht nur nicht aus den Puschen kommt, sondern auch noch extrem unter Chris Martins leider schiefem Falsettgesang leidet. Aber es wird noch schlimmer: Midnight ist ein reines Ambience-Stück, das mit seinen merkwürdigen Vocoder-Effekten schon nach anderthalb Minuten auf den Keks geht. Leider sind es fünf nahezu unerträgliche Minuten, die es zu überstehen gilt. Another Arms ist eine Minute kürzer, aber nicht viel kurzweiliger. Jetzt wird es langsam wirklich anstrengend. Oceans ist der obligatorische Chris-Martin-Akustik-Song, der leider ebenfalls unter schiefem Gesang in höchstem Register leidet. Schon nach der ersten Minute zuckt der Finger auf der Skip-Taste. Aber mit A Sky full of Stars kommt danach leider die wohl schrecklichste Coldplay-Single aller Zeiten - das ist miesester Euro-Techno-Trash, nicht zum Aushalten. Danach kommt dann das fast achtminütige Schlussstück mit dem sinnigen Titel O. Getragen von einem, sagen wir: preiswerten Klaviermotiv plätschert es dahin, bis dann bei 3:45 min der beste Teil des ganzen Albums folgt: fast zweieinhalb Minuten vergnügliche Stille. Das Gefühl der Erleichterung stellt sich sogleich ein. Dass es am Schluss nochmal eine Minute Synthie-Pads-Geschwurbel mit dem üblichen Chris-Martin-Gepiepse gibt - geschenkt.

Fazit: dieses Album wird keine zweite Chance von mir bekommen!

Montag, 12. Mai 2014

20 Songs für die Insel...

...wären mir für einen längeren Aufenthalt vermutlich zu wenig. Aber wenn es nur 20 sein sollen, dann vielleicht diese hier:

BEATLES: Strawberry Fields forever
BIFFY CLYRO: Many of Horror
BLACKFIELD: My Gift of Silence
BUTTERFLY BOUCHER: Another White Dash
BRUCE COCKBURN: Lovers in a Dangerous Time


THE CURE: Primary
ELBOW: One Day Like This
FLEETWOOD MAC: Go Your Own Way
PETER GABRIEL: Solsbury Hill
GENESIS: The Cinema Show

DON HENLEY: The Boys of Summer
JETHRO TULL: Skating away (on the thin ice of the new day)
MATCHBOX TWENTY: Unwell
THE MISSION: Severina
THE MOVE: Fire Brigade

STRAWBS: I only want my love to grow in you
RICHARD THOMPSON: I can't wake up to save my life
TRAIN: Drops of Jupiter
ULTRAVOX: I Can't Stay Long
WIRE: Outdoor Miner

Alle Songtitel sind Links zu (hoffentlich) nicht geblockten Videos.
Mein Kriterium war allein der Song - habe nicht auf Quotierung oder auf Interpreten geachtet, sondern nur darauf, dass Song und Arrangement möglichst großartig sind. Die Liste umspannt ein halbes Jahrhundert und ist selbstverständlich ohne jeden Anspruch auf Definitivität..

Background: Gedanken zum ESC 2014

Ist es wirklich so schwierig, in der Kunst originell/originär zu sein? - ich glaube nicht, denn wenn es nicht originell ist, ist es nicht Kunst, sondern Kitsch (siehe auch Stichwort "Originalitätszwang"). Das ist das ganze Dilemma des Eurovision Song Contests, denn da ist so gut wie nichts originell und damit wirklich sehenswert. - Wobei: auch Kitsch hat natürlich seine Daseinsberechtigung, solange es Leuten gefällt. Die Frage ist nur, ob man sowas europaweit und mit diesem ungeheuren Aufwand präsentieren und feiern muss.

Hauptproblem bei den meisten ESC-Beiträgen ist ja gerade, dass es sich um Konsens-Stücke handelt, denen man jeden Wagemut und Exzentrik früh ausgetrieben hat, damit sie das nivellierende Plebiszit in Form von Vorauswahlen, Semifinals und Finale überstehen. Daher ist das trübe Mucke von der Schlager- oder Disco-Stange. Gewagt wird da bestenfalls noch mit der Performance/Präsentation, aber auch da habe ich auch in diesem Jahr nichts gesehen, was über vordergründig-platte Effekthascherei hinausgeht. Damen mit Vollbart (mit oder ohne Unterleib) gab es schon vor 120 Jahren auf den Rummelplätzen dieser Welt und "Sex sells" ist auch nicht wirklich eine neue Erkenntnis. Trotzdem gibt es immer wieder unmotivierte Dekogestalten wie damals Dita von Teese oder jetzt hier die polnischen Wasch-Schlampen mit ihren prachtvollen Dekolletés. Das finde ich in erster Linie peinlich. Das größte Fremdschämpotential hatte definitiv der Auftritt der Franzosen. Keine Ahnung, wie die es geschafft haben, dafür Freigang aus der Geschlossenen zu bekommen.

Es ist doch immer wieder erstaunlich, dass die Abfrage der nationalen Votings deutlich interessanter ist als die eigentlichen Darbietungen. Ich habe mir schon lange angewöhnt, erst dann einzuschalten, wenn das Ranking-Quizspielchen losgeht. Vorher kann man sich gefühlte 20 Mal den Schnelldurchgang anschauen; das allein ist zwar schon genug schwere Kost, aber ganz ohne Musik kann man sich ja auch keine Vorstellung des Elends machen.

Früher gab es beim ESC zwar nicht weniger schlechte Musik, aber die teilnehmenden Nationen waren in gewisser Weise stolz darauf, sich mit einem Minimum an landestypischen Eigenheiten und Traditionen zu präsentieren. Da gab es wenigstens etwas Abwechslung. Heute erklingt quer durch Europa der gleiche, langweilige Disco-Shit und sogar die Russen singen auf Englisch. Da verwundert es auch nicht, wenn die überwältigende Mehrheit der beteiligten "Musiker" anschließend komplett in der kollektiven Vergessenheit verschwindet.

Ich hatte 2011 die Gelegenheit, im Pressezentrum des ESC in Düsseldorf zu arbeiten, was durchaus Spaß gemacht hat, denn die Stimmung vor Ort war klasse und alle hatten extrem gute Laune. Dabei ist mir klargeworden, dass der ESC in erster Linie ein Mega-Party-Event ist - um Musik geht es dabei nicht.

Wahrscheinlich gehöre ich aber nur nicht zur ESC-Zielgruppe, ist schon klar...  ;)

Freitag, 9. Mai 2014

MOONBOUND - Peak of Eternal Light (2010)

Abb.: Amazon
Zu diesem Album wär ich im Traum nicht gekommen, aber oft geht es ja über persönliche Beziehungen. Moonbound ist das Soloprojekt von Fabio Trentini, der als Bassist und Produzent in den letzten 15 Jahren u.a. mit den Guano Apes, Donots, Marco Minnemann, den H-Bloxx, Subway to Sally, Sub7even und Sasha zusammengearbeitet hat.
Ich kenne Fabio nicht persönlich, aber mein Bruder hat vor über 10 Jahren Drums auf einigen seiner Demos gespielt. Einige der Songs tauchten dann 2008 auf dem ersten Moonbound-Album "Confession and Release" auf.
"Peak..." ist nun auch schon fast vier Jahre alt, aber ich habe es neulich erst in die Finger bekommen und war gleich beim ersten Hören ziemlich geflasht von der unglaublich guten Produktion und der Leichtigkeit, mit der hier fast beiläufig eine kreative Idee die andere jagt. Sowohl der Sound als auch die Arrangements sind hochkomplex und "progressive" im besten Sinn - und gleichzeitig sind die Songs eingängig und fast schon radiotauglich (jedenfalls wenn ich beim Radio was zu sagen hätte... ).
Anspieltipp: http://youtu.be/-VgmQliB0GQ