Freitag, 24. April 2015

SERIE: Unbekannte Originale bekannter Hits 1 - "Sailing"

Ich starte hier eine kleine Serie innerhalb meines Blogs über große Hits, die (fast) jeder kennt, von denen aber nur wenige wissen, dass sie eigentlich Cover-Versionen von deutlich unbekannteren Originalen sind. Mögen manche davon sicherlich zurecht in Vergessenheit geraten sein, waren andere vielleicht nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Mich interessieren vor allem diese Hintergründe - was hat gefehlt, welche Musiker waren beteiligt, wo und wann waren sie vielleicht erfolgreicher.

Den Auftakt macht: Sailing, allseits bekannter Riesenhit für Rod Stewart von seinem Album "Atlantic Crossing" (1975), bei dem ich mir einen YouTube-Link sicher sparen kann. Der Albumtitel war damals Programm - Stewart war aus steuerlichen Gründen von London nach Los Angeles umgezogen, hatte die Faces verlassen und wollte mit neuem Label, neuen Musikern und neuem Produzenten einen Neuanfang jenseits des großen Wassers wagen. Sailing wurde als Single ausgekoppelt und wurde ein großer Erfolg - in Europa! #1 in UK, immerhin eine #4 in Deutschland, aber nur eine magere #58 in den USA. Zum Glück verkaufte sich das Album besser - das war tatsächlich erfolgreicher als seine fünf vorhergehenden "britischen" Soloalben.

Was kaum jemand weiß - das Original dieses Songs stammt aus dem Jahr 1972 und war eine weithin unbekannte, weil erfolglose Single der Sutherland Brothers - bestehend aus den Brüdern Ian und Gavin Sutherland, die den Song auf ihrem zweiten Album "Lifeboat" veröffentlicht hatten:




Da sich die Brüder kurz nach dem Erscheinen des Albums mit den Musikern der Band "Quiver" vereinigt hatten, wurde das Album mit drei neu aufgenommenen Tracks neu zusammengestellt und unter dem neuen, wenn auch sperrigen Bandnamen "Sutherland Brothers & Quiver" nun auch in den USA veröffentlicht. Es sollte noch drei weitere Jahre und Alben dauern, bis die Band mit Arms of Mary einen eigenen Hit landen konnte (#1 in Holland, Belgien und Irland, #3 Südafrika, #5 UK). Im Zuge dieses Erfolges brachte ihre frühere Plattenfirma Island Records 1975 einen Best-of Sampler mit dem Titel "Sailing" auf den Markt. Diesen hatte ich mir damals auch gleich besorgt und war ziemlich überrascht, einmal weil der Titelsong so ganz anders klang als die bekannte Rod Stewart-Version, aber auch, weil die anderen Songs darauf so viel besser waren als das jüngste Album "Reach for the sky", das neben Arms of Mary trotz der Mitwirkung von David Gilmour (auf der ersten Single-Auskopplung Ain't too proud spielt er die Slide-Guitar) doch überwiegend Füllwerk enthielt. Besonders gut gefiel mir auch das Cover:


Die Partnerschaft mit Quiver ging jedoch schon 1977 zuende, nachdem weitere Hits ausblieben. Die beiden verbliebenen Quiver-Musiker Tim Renwick und Willie Wilson schlossen sich später zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Pink Floyd-Tourband an, Gitarrist Renwick hatte aber schon zuvor unter anderem bei Al Stewart mitgewirkt und begleitete dann zunächst Roger Waters 1984er Tour, bevor ihn David Gilmour 1987 einlud, die "Delicate Sound of Thunder"-Tour zu spielen. Drummer Wilson hatte bereits 1965 in der Band "Joker's Wild" mit Gilmour zusammengespielt und gehörte dann zur Dreimannband, die 1978 sein beachtliches Solodebut-Album "David Gilmour" einspielte. Bei der "The Wall"-Tour 1980-81 war er dann Teil des umfangreichen Pink Floyd-Live-Ensembles. Die Sutherland-Brüder veröffentlichten jeder für sich einige Soloalben und brachten 1979 noch ein weiteres Duo-Album heraus - ohne je wieder an frühere Erfolge anknüpfen zu können.

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