Eine Schallplatte lebt mit guter Pflege deutlich länger als viele digitale Audiomedien. «Im Grunde ist die Haltbarkeit unbegrenzt», sagt Rainer Bergmann, Vorsitzender der Analogue Audio Association (AAA), einem Verein zum Erhalt analoger Medien. «Bei CDs haben sie manchmal schon nach zehn Jahren einen unlesbaren Datenträger.»Was der Kollege vergisst zu erwähnen: Schallplatten halten bei guter Lagerung nur unter einer Bedingung "fast ewig": Naämlich dann, wenn man sie niemals spielt!
Denn jeder Abspielvorgang verursacht Abrieb, d.h. die eingeprägten Wellenformen werden zunehmend verschliffen. Irgendwann kann man das dann auch hören. Am besten sollte man sie nie aus ihrer Hülle nehmen, denn sie laden sich gern schon beim Auspacken statisch auf und ziehen Staubfasern an. Hartgesottene Vinyl-Sammler wissen das und lassen ihre wertvollen Platten am Besten eingeschweißt. "Still sealed" ist nach wie vor das Gütesiegel, mit dem sich beim Verkauf historischer Schallplatten die höchsten Preise erzielen lässt.
Wie lange gepresste CDs bei normaler Behandlung halten, ist immer noch nicht abschließend geklärt. Meine älteste CD, Peter Gabriels "So", gekauft 1986, klingt immer noch exakt so wie am ersten Tag. Neulich habe ich sie für einen Artikel über das "So"-Remaster mit einem Plextor-Laufwerk und der Software ExactAudioCopy ausgelesen: 100% Qualität, d.h. keinerlei Lesefehler. Pflegebedürftigkeit: keine (immer nur am Rand angefasst, immer gleich zurück ins Jewelcase).
Noch mehr gelacht habe ich über diesen Absatz, der die Expertise des genannten Herrn doch mehr als nur ein wenig in Zweifel stellt:
Die beste Methode zur Digitalisierung der analogen Musiksammlung ist ein Plattenspieler mit USB-Anschluss. Software zum Aufzeichnen der Musik liegt solchen Geräten meist bei. Anstatt eines USB-Kabels können Anwender aber auch herkömmliche Klinkenstecker verwenden. Ein sogenannter Digital-Analog-Wandler unterdrückt dabei störendes Brummen.Das ist grober Unfug und geradezu lächerlich.
Ein Plattenspieler mit integriertem USB-Anschluss ist ohne Zweifel die praktischste, aber auch die allerschlechteste Methode, Vinyl zu digitalisieren, denn es kommen nur da ausschließlich Low-Budget-Komponenten zum Einsatz. Neben dem billigen Laufwerk wäre da vor allem der fest eingebaute Entzerrer-Vorverstärker als wichtiges Glied der Übertragungskette zu nennen (von dem gut klingende Geräte das dreifache eines USB-Plattenspielers allein kosten), und ein A/D-Wandler, von dem in den meisten PC-Billig-Onboard-Soundkarten bessere Varianten verbaut sind.
Und auch bei Benutzung von Klinkensteckern benötigt man einen Analog-Digital-Wandler, keinen "Digital-Analog-Wandler", denn am PC sollen ja Nullen und Einsen ankommen, keine Schallwellen. Und dass ein Wandler jemals störendes Brummen unterdrückt hätte, wäre mir neu - die zeichnen das gnadenlos mit auf, wenn es am Eingang anliegt.
Die nächsten Folgen dieser Serie:
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) III
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) IV
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) V
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VI
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VII
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VIII
Die frühere Folge:
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) I
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