Xao Seffcheque gehörte zur Düsseldorfer Punk-Szene um Bands wie Mittagspause, Fehlfarben, Der KFC, Die Toten Hosen etc. und war auch als Journalist bei diversen Musikzeitschriften tätig. Weil ich vor Jahren für das Düsseldorfer "Rondo"-Label einige Songs aus deren Repertoire für einen Label-Sampler remastert hatte, darunter auch einen Song von Xaos erstem Soloalbum "Deutschland nicht über alles", bekam ich Anfang des Jahres eine Mail mit der Anfrage, sein erstes "echtes" Soloalbum "JA - NEIN - VIELLEICHT" für die CD-Erstveröffentlichung zu remastern.
Daher habe ich in den letzten Tagen kaum etwas anderes gehört und muss feststellen, dass diese Musik einfach klasse ist. Die 32 Jahre sind nahezu spurlos daran vorbeigegangen, und es ist erstaunlich, wie frisch alles klingt. Das ist hier bei weitem kein Punk, auch wenn die Herkunft sich in der Grundhaltung niederschlägt, sondern eine ziemlich groovige, locker aber professionell eingespielte Mischung aus Funk, Jazz, Ska, Industrial, Rock und ja: Prog. Eine Assoziation bei mir war spontan Van der Graaf Generator. Aber auch Techno-artige, repetitive Strukturen wurden hier bereits vorweggenommen. Das Album erscheint überwiegend instrumental, klingt auch heute noch avantgardistisch und ist ungemein vielschichtig. Nach mehrmaligem Hören fast hypnotisch, einfach stark.
Anspieltipps gibt es nicht viele im Netz, was wohl auch daran liegt, dass es bislang keine CD davon gibt. Bei YouTube findet sich lediglich das allerdings nicht sehr repräsentative Du und ich.
Ich finde es klasse, dass diese Musik nun wiederveröffentlicht werden soll und ich darf verraten, dass es auch vier zum Teil unveröffentlichte Bonustracks geben wird, die 1981 für eine EP geplant waren, die das "Schallmauer"-Label jedoch so kurz nach dem Album nicht veröffentlichen wollte, darunter auch Solaungidohäng und das Lied vom verlorenen Wort, die man sich eine Zeitlang auf der Rondo-Homepage anhören konnte.
Update 13.2.2017: diesen Eintrag hatte ich vor ziemlich genau vier Jahren geschrieben - die CD ist jedoch bis heute nicht veröffentlicht worden. Allerdings wird am 17.2.2017 ein Sampler namens "Ja, nein, vielleicht kommt sehr gut - A Selection of Electronic Beats 1980-82" beim Hamburger Label "Bureau B" erschienen, der fast alle Stücke dieses Albums enthält. Es fehlen das Dizzy Gillespie-Cover Eine Nacht in Tunesien und der Opener Gute Freunde, letzterer ist jedoch in der englischen, bisher unveröffentlichten Version als Good Friends (mit der unnachahmlichen Julie Jigsaw) dabei. Unveröffentlicht sind ebenfalls die Stücke Julie's in Germany und Unfamous last words (das oben erwähnte "Lied vom verlorenen Wort" mit neuem Titel) dazu fünf weitere elektronische Tracks vom eher satirisch-kabarettistischen Vorgänger-Album "Sehr gut kommt sehr gut". Seit einigen Tagen gibt es auch ein offizielles Video dazu:
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