Donnerstag, 7. Dezember 2017

STRAWBS - The Ferryman's Curse (2017)

Abb.: Amazon
Zu dieser Band müsste ich eigentlich mal etwas ausführlicheres schreiben, denn immerhin begleiten sie mich schon fast mein ganzes Leben. Habe sie nie ganz aus den Augen verloren und gelegentlich schaue ich, ob es von ihnen wieder etwas neues oder etwas neues altes gibt. In den letzten Jahrzehnten gab es viele Wiederveröffentlichungen und auch einige Sampler mit alten Raritäten, sogar ein 5CD Box-Set "A Taste of Strawbs" mit Demos, Outtakes und alternativen Mixes war 2006 erschienen (und ist inzwischen wieder vergriffen).

Das neue Album - seit acht Jahren das erste mit neuem Material, eingespielt mit der Touring-Band der letzten zwei Jahre, die dem "Deadlines" Line-up-Kern von 1978 entspricht, also mit Dave Cousins, Dave Lambert, Chas Cronk und Tony Fernandez. Dave Bainbridge (von Iona) ist als Keyboarder dabei.

Nach eineinhalb Durchläufen finde ich es noch nicht als der ganz große Wurf, aber sicher mehr als nur anhörbar. Cousins Stimme hat inzwischen doch etwas abgebaut, aber er übertreibt es mit seinem Pathos auch nicht mehr so schamlos - ganz ohne geht es bei Cousins natürlich nicht. So ist der Prog-Opener In the beginning/The nails from the hands of Christ ein ziemlich wirres Stück mit den üblichen bedeutungsschwangeren und religionsaffinen Lyrics (Jesus sieht so aus wie Bruce Springsteen. Aha. OK?).
Ähnlich herausragend ist das fast 11-minütige The Reckoning/The Ferryman's Curse, in beiden Stücken wird so alles aufgefahren, was die großen Strawbs-Doppelnamen-Klassiker wie Down by the sea/The river ausmacht. Schön, dass wenigstens nach dem Mellotron-schwermütigen Titelsong mit Bats & Swallows mal ein Stück mit etwas größerer Leichtigkeit folgt. Dave Lamberts Eigenkomposition The Ten Commandments fällt ein wenig heraus, ist allerdings schwer geklaut von 10ccs The Wall Street Shuffle - und zwar so offensichtlich, dass man sich fragen kann, wieso sie das nicht gemerkt und wenn doch, warum dennoch aufgenommen haben.

Man kann das Album gut durchhören - es gibt keine echten Höhepunkte, aber auch nichts, was wirklich stört, es sei denn, man hätte hier ein nahtloses Anknüpfen an die drei großartigen Alben der Jahre 1973-75 "Bursting at the seams", "Hero and heroine" und "Ghosts" erwartet. Davon sind die Strawbs 2017 natürlich so weit entfernt wie mit jedem anderen Album der letzten 30 Jahre.
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