Mittwoch, 18. Januar 2012

PINK FLOYD - die frühen und die späten Alben

"THE PIPER AT THE GATES OF DAWN" - sicherlich hat dieses Album mehr Substanz als die drei Nachfolgealben, wo die Band die Kurve ohne Syd Barrett noch nicht so recht hinbekommen hatte und die eigenen Ideen noch etwas klemmten und mangels Masse zum Teil breit ausgewalzt wurden. Ich habe mich gerade in den letzten Tagen durch "A SAUCERFUL OF SECRETS", "MORE" und "UMMAGUMMA" durchgehört - und kann diesen Alben heute deutlich weniger abgewinnen als früher. Über weite Strecken findet hier, besonders bei den Longtracks, unispiriertes, repetitives Gedudel statt. Besonders schlimm: die Orgelimprovisationen über weitgehend statischen Klangteppichen ohne Harmoniewechsel und mit zum Teil völlig frei laufenden Krach-Collagen, denen man mit Recht das Label "psychedelisch" aufkleben kann, aber heute nur noch so klingen, als seien die Musiker völlig zugedröhnt gewesen.

Insbesondere für das hochgelobte "Ummagumma" lautet mein Fazit: über weite Strecken grauenhaft. Den Live-Teil kann man noch halbwegs ertragen, wenngleich die Songs viel zu lang ausgewalzt sind, aber was die Kollegen da einzeln verbrechen, ist mitunter schon schlimm. So sehr ich mich bemüht habe, die meisten Stücke konnte ich nicht bis zum Ende durchhören. Sysiphus fängt ja ganz nett an, aber dann spielt Wright offenbar Piano mit den Ellenbogen. Waters Beitrag ist erstaunlich belanglos und Gilmour kriegt es irgendwie nicht hin - ein paar gute Ideen, aber nichts passt wirklich zusammen. Am Schluss nervt dann Mason. Sorry, aber das ist verschwurbelter und ziemlich breitgetretener Quark.

"Piper" war da ein schöner Gegensatz mit seinen ausgefeilten Songstrukturen voller bizarrer und genialer Einfälle, dazu zähle ich auch die frühen Singles. In seiner Innovationskraft ist es m. E. durchaus mit "Sgt. Pepper" vergleichbar; es wurde ja zur selben Zeit wie dieses aufgenommen (und vielleicht nicht zufällig ebenfalls in den Abbey Road Studios) und nur zwei Monate später veröffentlicht, was übrigens auch ein Beleg dafür ist, dass die Beatles damals auch nur den "Zeitgeist" aufgegriffen haben und sich dazu offenbar Anregungen aus dem sog. "Underground", zu dem PF damals gehörten, geholt hatten. Pink Floyd waren ja durchaus schon einige Zeit vor ihrem Debutalbum aktiv und hatten sich in der Londoner Szene einen Namen gemacht.
"Piper" hat halt nur mit den späteren Floyd nicht viel zu tun, vielleicht hat es das Album in der Wahrnehmung der Spätgeborenen deshalb schwerer.

A propos späte Pink Floyd: Heute morgen habe ich dann doch noch einmal "THE FINAL CUT" gehört. Es war nicht ganz so schlimm, wie ich es in Erinnerung hatte (nur einmal gehört vor 29 Jahren) - es ist von wenigen Momenten abgesehen eigentlich nur langweilig und Roger Waters sollte seine elaborierten Texte nicht selbst singen, das scheint jedenfalls das zu sein, was er noch weniger kann als spannende Songs zu schreiben. Alles was auf "The Wall" nervt, ist hier wiederzufinden. Leider aber auch kaum etwas von dem, was auf "The Wall" gut ist. Das Album war allerdings problemlos durchhörbar. Gut ist es deswegen trotzdem nicht.

Und schließlich "A MOMENTARY LAPSE OF REASON" - diesem Album wird ja von vielen Fans glatt die Existenzberechtigung abgesprochen - soo schlecht ist es aber doch nun wirklich nicht! - Da gibt es ein paar schöne Momente. Learning to fly ist eine ganz nette Single, On the turning away eine typische Floyd-Ballade mit einem feinen Gitarrensolo und One Slip fand ich immer schon einen tollen Song, der auch auf jedem anderen Album ein Höhepunkt wäre. Heute morgen in der Bahn aber fiel mir positiv das Instrumental Terminal Frost auf - das ist richtig klasse, hat ein paar unerwartete Harmoniewechsel, schöne Soli (Gitarre und Sax) und ist ein weiterer Höhepunkt des Albums. Gut, The Dogs Of War ist furchtbar, damit wollte Gilmour wohl Waters Abwesenheit kompensieren...
Sicher ist das Album kein Klassiker aber ich sag mal, doch sicher besser als "More", "Ummagumma" und "The Final Cut"!

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