Mittwoch, 30. April 2014

MIKE & THE MECHANICS - Word of Mouth (Song, 1991)

Abb.: Wikipedia
Bei diesem Song habe ich mich damals ernsthaft gefragt, was Mike und seine Jungs dabei geritten hat. Ein völlig ideenloser Bumm-Klatsch Rhythmus, vor allem aber eine stupide 4/4-Basslinie, die aus einem einzigen Ton besteht, der nie gewechselt wird, obwohl die Akkorde darüber durchaus gelegentlich auch einen anderen Ton als E gestattet hätten. Ich werde heute noch schreiend nervös, wenn ich diesen Song höre - dieses monotone Gestampfe, diese so selbstbewusst und aufdringlich vorgetragene Offenbarung von vollkommener Ideenlosigkeit ist für mich noch unerträglicher als jene Mechanics-Songs, die in seichtem Gesülze absaufen.

Das eigentliche Übel mit diesem Song ist, dass er immer wieder verwechselt wird mit einem gut gemachten Popsong. Diese zeichnen sich in der Regel durch mehrere gute Ideen aus, die in einem interessanten Arrangement mit spannenden Akkordfolgen, abwechslungsreichen Instrumentenlinien und einem klugen Text münden. Das einzige, was in diesem Sinne für diesen Song spricht, sind die Keyboards, der Rest kann einfallsloser kaum sein.

Die Verwechslung kommt wahrscheinlich durch die oberflächliche Nähe zu Songs wie We Will Rock You zustande (der die oben genannten Kriterien problemlos erfüllt). Dabei drängt sich der Verdacht auf, dass Word of Mouth kalkuliert als Rausschmeißer und Gute-Laune-Mitklatsch-Song insbesondere für den Live-Einsatz in der Tradition dieser Klassiker komponiert wurde, wogegen ja nichts zu sagen wäre, wenn er denn gut gemacht wäre.

Ist er aber nicht. Und Glücklicherweise sind die Tonträgerkonsumenten auch nicht drauf reingefallen. Der Song war nirgendwo in den Top10, in den USA sogar nur Nr. 78.

Mit We Will Rock You kann er ohnehin nicht ernsthaft mithalten, denn das ist kein Pop, sondern lupenreiner Rock! Neben dem großartigen Gitarrensolo besticht aber auch Freddys Gesang, mit dem man den von Paul Young kaum vergleichen kann. Anspruchsvoll ist in erster Linie jedoch der Text (ja, genau!), der die vordergründige Botschaft "We will rock you" als reine Großschnauzen-Attitüde entlarvt. Spätestens in Strophe 3 ("Old man poor man") wird klar, dass das ganze "We will rock you"-Geschrei ironisch gemeint ist - das ist schon clever gemacht. Zu clever für das übliche Stadienpublikum allemal.

Der Text von Word Of Mouth beschwört dagegen ziemlich unironisch den Wert von Mund-zu-Mund-Propaganda gegenüber anderen Informationsquellen ("you'll never get bad information if you believe in the word of mouth"). Warum und was das soll, erschließt sich jedoch nicht. Dass es obendrein sogar Unsinn ist, weiß jedes Kind, das mal "Stille Post" gespielt hat.
Die Botschaft ist zudem noch im Oberlehrer-Tonfall gehalten - der Adressat wird ständig wie ein kleiner Junge mit dem Imperativ bedacht. Dass es ansatzweise um Sozial- oder Medienkritik geht, lässt sich bestenfalls in folgender Zeile erahnen: "'cause they don't want you any wiser you're just toeing the party line".

Wahrscheinlich sollte die Message lauten, traue nicht den offiziellen Quellen, ziehe auch Gerüchte sowie Meinungen von dir vertrauten und verlässlichen Personen ins Kalkül, vor allem: bilde dir deine eigene Meinung. Dann wäre vielleicht nichts dagegen zu sagen. Aber so: Thema verfehlt, setzen, fünf!