Mittwoch, 30. Januar 2019

STEVE HACKETT - At The Edge Of Light (2019)

Hab es gestern runtergeladen und in der Bahn nach Hause gehört, mal ohne was zu lesen dabei, also richtig konzentriert (was ein wenig schwer fiel). Bin dabei bis zur Mitte von Hungry Years gekommen. Heute morgen dann Hungry Years neu gestartet und den Rest gehört. Habe dann kurz gedacht, er habe da eine Art Coda eingebaut, wo sich Melodien vom Anfang am Ende wiederholen - das kam mir doch zunehmend bekannt vor - bis ich bemerkte, dass der Spotify-Player wieder zum Anfang des Albums zurückgesprungen war. Immerhin konnte ich so den Nachweis eines Wiedererkennungs-Effekts führen...:)

Das Album hinterlässt beim ersten Hören einen (wie immer bei Steve) zwiespältigen Eindruck. Die instrumentalen Passagen sind mir einerseits oft zu aufdringlich laut und dicht, da knattert und kracht es überall und Gitarrensoli werden überall mit Highspeed reingestreut, dazu ballert ein extrem unruhiger Bass - andererseits sind mir dann die ruhigeren Stücke zu banal, zu vorhersehbar, zu poliert. Insbesondere die Effekte auf den Hackett-Chören sind nervig, zum Glück gibt es doch mehrere Stücke, bei denen Steves Stimme völlig trocken nach vorn gemischt ist. Das ist mutig und es funktioniert. Hätte ich gern überall so gehabt. Der Gitarrist Steve Hackett scheint zudem fast völlig vergessen zu haben, dass seine große Stärke nicht in der Geschwindigkeit liegt - aber das kritisiere ich schon lange an ihm.

Klar, der Sound ist kritikwürdig, noch mehr allerdings die Arrangements. Steves und Rogers Idee von Prog ist offenbar alles gleich laut und nach vorn zu mixen, dadurch fehlt echte Dynamik und Durchsichtigkeit. Auch muss wohl ständig ein Orchester mitfiedeln. Da fehlen mir vor allem auch die Soundideen - das ist so doch alles sehr klassisch-konventionell (und damit wenig "progressiv").
Was Mix und Mastering angeht, ist mir bisher (unter Kopfhörern) nur aufgefallen, dass viele Stücke etwas höhenarm klingen - eine kleine Anhebung (ca. 2 dB) im Bereich um 4,5 kHz hätte den etwas muffigen Sound m.E. deutlich erfrischt. Außerdem ist mir bei einigen Stücken eine sehr schmale Stereobasis aufgefallen. Hätte man die Instrumente weiter aufgefächert und auch mal ganz nach links oder rechts verteilt, hätte davon auch die Transparenz profitiert.

Auf der positiven Seite: ich denke, das Album wird beim mehrfachen Hören noch deutlich gewinnen - habe heute morgen ja (aus Versehen) die ersten vier Songs erneut gehört und kann nur sagen, dass sie mir schon deutlich besser gefallen haben als beim ersten Mal.