Freitag, 3. Juli 2020

JOFF ODDIE - To Mr Fahey (2019)

Ich vermute, der Name wird den wenigsten hier etwas sagen: Joff Oddie ist hauptberuflich Gitarrist der Londoner Alternative-Band "Wolf Alice" - meiner Meinung nach eine der besten neuen (und jungen) Rockbands des abgelaufenen Jahrzehnts. Ihre beiden Alben "My Love is Cool" und "Visions of a Life" waren bei mir in den letzten Jahren im Dauereinsatz und ich hatte das Vergnügen, die Band im Dezember 2018 live in Köln zu sehen.

Schon im letzten Jahr hatte Jeff sein erstes Soloalbum "TO MR FAHEY" herausgebracht, das mich viel zu lange nicht interessiert hatte. Nun aber doch endlich mal "aufgelegt", sprich bei Spotify abgespielt.

Es hat zehn Stücke, allesamt akustische Gitarren-Instrumentals und bis auf eins alles Covers. The Clap von Steve Howe dürfte in diesen Kreisen das bekannteste sein - und in diesem Stil, eine bunte Mischung aus Folk, Country, Blues und Ragtime, sind auch die anderen. Es ist aber eher eine Hommage an den legendären Gitarristen John Fahey, dessen Komposition Red Pony Joff Oddie beseelter und dynamischer vorträgt als seinerzeit sein Urheber. Schnelles Fingerpicking, offene Stimmungen gepaart mit den zarten Halleffekten, die auch die Songs von Wolf Alice veredeln, findet man hier - in überzeugend lässiger, aber kompetenter Art und Weise vorgetragen.

Die einzige Eigenkomposition (das Titelstück) findet sich auch bei YouTube:



Unten in der Beschreibung bei YT ist auch Link zur Bestellung der (offenbar seltenen, weil nirgendwo anders erhältlichen) CD. Alle Tantiemen gehen an den Trussel Trust, eine Wohltätigkeitsorganisation, die derzeit über 1,33 Millionen Lebensmittelpakete pro Jahr an Bedürftige in ganz Europa verteilt. Natürlich hab ich die gleich bestellt, man tut ja gerne wohl.😉

Mittwoch, 1. April 2020

PINK FLOYD - The Later Years (Box Set, 2020)

Aus der Rubrik "das hab ich mir dann doch geleistet":

Finde ich ja toll, dass sie jetzt die Blu-rays als eigene preiswerte 6er Box herausgeben. Was anderes hätte mich sowieso nicht interessiert, da kommt das ganz gelegen. Hätte mich jetzt nur geärgert, wenn ich die große Box schon gekauft hätte. Das macht Alan Parsons ja besser, da werden die Blu-ray only-Versionen direkt mit angekündigt.

Na, Aprilscherz beiseite... 😁 Hatte mich früh gegen den Erwerb des Boxset entschieden. Der Preis sinkt jetzt zwar allmählich, aber es ist nach wie vor eher der Inhalt, der mich nicht begeistert. Und der ganze Schnickschnack - die Unboxing-Videos sind ja eher abschreckend - immerhin sind keine Glasmurmeln drin, aber das ist auch beinahe schon die einzige gute Nachricht. Die Verpackung scheint bewusst kompliziert und aufwändig, weil sie offenbar durch größtmögliche Kleinteiligkeit das Nichtvorhandensein von Substanz kaschieren möchte.

Der neue (Stereo-)Mix von "A Momentary Lapse of Reason" klingt ok für mich. Ich habe das Original jedoch so selten gehört, dass mir kaum Unterschiede auffallen. Ja, sie sollen in Sachen Keyboards und Drums ordentlich nachbearbeitet haben. Die Drums neu aufgenommen und Ricks Keyboards aus den Live-Versionen geklaut. Kann sein. Ich finde vor allem die Drums meist viel zu leise. Der 5.1-Mix ist OK, daran hab ich nichts auszusetzen, aber er haut mich nicht annähernd so um wie der versteckte Surroundmix von "Meddle" aus dem "Early Years" Box-Set. Man muss klar feststellen, dass bis auf einige wenige Ausnahmen die Songs einfach nicht so gut sind. Da ist "The Division Bell" schon besser gelungen - dieses Album bekommt man hier nochmal im 5.1-Mix - wer die "Immersion Edition" schon hat oder sich damals lieber die einzelne DVD direkt bei Universal bestellt hat, hat den jetzt doppelt. Die Studio-Outtakes von TDB sind jedoch recht unbeeindruckend.

Schauen wir uns mal die anderen Blu-rays näher an. Die ganzen Live-Sachen interessieren mich eigentlich nicht wirklich. Pulse hab ich schon seit Jahren auf DVD (einmal geguckt). Venice lief Silvester im Fernsehen - ok, aber auch hier: nothing to write home about...
"Delicate Sound of Thunder" erscheint in der Tat deutlich verbessert, wobei das hier ja die erste digitale Veröffentlichung ist - das konnte ja nur besser werden. Die Bildschärfe ist gut, wobei das Filmkorn deutlich zu erkennen ist. Ich tippe auf einen 16 mm-Film, der mit 2K neu abgetastet wurde (alle Screenshots lassen sich anklicken und zeigen sich dann in Originalgröße). Ein Still von Wish You Were Here:

Schade finde ich jedoch, dass das Konzert nicht vollständig ist - die fünf fehlenden Songs gibt es als "Bonus Tracks" in gleicher Bildqualität auf der ersten "Bonus"-Blu-ray (allerdings leider nur mit Stereo-Ton), warum auch immer.







"Pulse" unterscheidet sich in Qualität und Schärfe leider kaum von der 2005er DVD. Allerdings scheint das SD-Video tatsächlich in weiten Teilen neu geschnitten zu sein - interessant, weil ja schon die DVD angab, dass es sich um einen neuen Schnitt gehandelt hatte.

Ich hab hier mal nacheinander von ungefähr denselben Stellen Screenshots gemacht, dabei die DVD-Bilder auf 1440x1080 Pixel hochskaliert (das sind die ohne Balken links und rechts). Beim ersten Pärchen ist klar erkennbar eine andere Kamera für die Totale genommen worden, die etwas weiter links außen gestanden hat., Daher erscheint der Screen mit George Bush etwas weniger kreisförmig:





Die DVD hat auch die etwas satteren Farben, ist aber minimal unschärfer und hat zumindest im Still gut sichtbar stärkere Kompressionsartefakte:










Venice gab es zu Silvester ja schon im Fernsehen - sicher auch kein HD-Video, aber besser als alles, was vorher in den Tauschbörsen unterwegs war:
















Ist nicht überall so dunkel. Die beste Qualität hat Knebworth, das sieht richtig gut und scharf aus. Hier zwei Stills von Money, das es wie The great gig bisher ja nur in gruseligster (Audience-)Qualität gab:

















Keine HD-Qualität hat auch das Hall-of-Fame-Induction-Video mit Billy Corgan (der endlos lange redet). Viel besser als das eigentliche Pulse-Video sind die Pulse-Rehearsals auf der ersten "Bonus"-BD. Mit Knebworth in der Bildqualität vergleichbar, aber leider nur zwei Songs, einer davon (Great day for freedom) in zwei Versionen. Die Musikvideos (Promos) sind natürlich knackscharf, haben allerdings ebenfalls keinen 5.1-Sound. Arnold Layne live mit Ricks Vocals ist klasse, leider nicht sehr scharf und leidet unter Wacklern.
Der "Endless River"-Film von Ian Emes hätte natürlich auf die Blu-ray des Albums gehört, ist aber wohl erst später fertig geworden. Dessen Deluxe-Ausgabe ist damit natürlich beinahe überflüssig geworden - hier bekommen wir wunderschöne Aufnahmen in perfekter Bildqualität und auch die 5.1.Version. Von den übrigen Dokus auf der zweiten "Bonus"-BD ist eigentlich nur das Video von den Arnold Layne-Garderoben-Probe erwähnenswert, das ist wirklich interessant.

So weit meine Eindrücke.

(Alle Rechte der Screenshots bei Universal Music Group. Sie dienen hier nur zur Erläuterung der Rezension. Scherzfoto der Blu-ray only-Box copyright by tom)