Donnerstag, 12. November 2015

Technobabble: Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VII


Zitat eines Lesers:
Ich hatte mir ja deinen technikblog durchaus durchgelesen und verstanden und für richtig befunden. Deswegen ist es mir fast unmöglich, meinen Sinneseindrucken verbal Ausdruck zu verleihen... Insofern verstehe ich deine "Vinyl-Esoteriker" Bezeichnung ganz gut, wobei ich ihn für mich gar nicht so negativ belege.
Sinneseindrücke verbal zu beschreiben, ist extrem schwierig - denn uns steht bestenfalls eine Art Hilfsvokabular zur Verfügung, das wir zwar nutzen können, von dem wir aber kaum verlässlich erwarten können, dass es so verstanden wird, wie wir es gemeint, oder besser: gefühlt haben.
Daher interessieren mich Schilderungen von solchen Eindrücken auch nicht besonders, denn sie sind stets höchst subjektiv und damit kaum nachvollziehbar. Zudem sind verallgemeinernde Ausdrücke wie "Besser" o.ä. ziemlich wertlos, weil die zugrundeliegenden Kriterien nicht bekannt oder nicht allgemeingültig sind / sein können.

Zitat eines Lesers:
Ich bin für einen PA Hersteller tätig und hab viel live gemischt und bin auch an der Entwicklung DSPs beteiligt. Ich habe generell Probleme mit "Profis", die nur anhand von Datenblätter-Lesen die Performance einer (PA) Box beurteilen a la: "die Box kann gar nicht spielen". Auch ist in meiner "Branche" das Thema Kabelquerschnitt etc. eine nicht zu unterschätzende Größe, die die Güte eines Systems ausmachen.
Letzteres könnte ich mir - ohne dass ich mich da wirklich auskennen würde - durchaus vorstellen, denn dort geht es ja schnell um Kilowatt und andere Größenordnungen. Allerdings haben PAs auch nicht den Anspruch, "Hi-Fidelity" zu klingen - dort geht es darum, einen bestimmten Sound mit einer bestimmten Wirkung so zu transportieren, dass er auf allen Plätzen bei möglichst gleich bleibender Qualität gehört werden kann.

Zitat eines Lesers:
Deswegen vertraue ich da auf meine Ohren und believe it or not: die neuen PG Vinyls haben deutlich hörbar mehr Tiefe und Stereobreite als die (remastered) CDs (an der gleichen Abhöre natürlich). Wie erklärst du mir diese Wahrnehmung !? (Ehrlich gemeint) Edit: und bitte nicht jetzt mit "weil du das so hören willst" kommen. ;)
Ich kann und will dir deine Wahrnehmung nicht erklären - das ist überhaupt nicht mein Ansatz und wäre zudem unlauter, denn die individuelle Wahrnehmung ist die subjektivste aller Angelegenheiten - bei der jeder Mensch sich zudem viel leichter täuschen kann, als er selbst das vermuten würde.
"Weil du das so hören willst", wäre ein psychologischer Erklärungsansatz, der in vielen Fällen sogar zutrifft. Es kann aber auch ganz andere Gründe haben.
Ich neige jedenfalls dazu, meinen Ohren nicht zu trauen - obwohl sie speziell geschult sind (vielleicht auch gerade deswegen). Deshalb z.B. habe ich in meinem Studio vier verschiedene Abhören (fünf mit Kopfhörer).

Ich werde aber trotzdem versuchen, auf deine Frage ausführlich einzugehen: du hörst also "mehr Tiefe und Stereobreite"...
Gut, die Stereobreite ließe sich messtechnisch recht einfach erfassen - das ist letztlich das Verhältnis zwischen Mitten- und Seitenanteil in einem Stereosignal. Hier wäre ich bei Vinyl sehr skeptisch, ob es technisch überhaupt möglich ist, "breiter" zu klingen, denn beim Vinylschnitt wird der Seitenanteil (der für diesen Eindruck verantwortlich ist) relativ streng limitiert, weil man vermeiden will, dass die Nadel aus der Rille springt - die Gefahr besteht immer, wenn sich die beiden Stereokanäle im Pegel zu stark voneinander unterscheiden. Daher werden insbesondere die Bässe unterhalb einer bestimmten Frequenz einfach zu Mono zusammengemischt (Mono bedeutet: 100% Mitten-, 0% Seitenanteil im Stereobild). Das ist übrigens auch der Grund, warum basslastige Instrumente (Bassdrum, Bassgitarre etc.) schon beim Abmischen fast immer in die Mitte gelegt werden - im Digitalzeitalter gäbe es die Notwendigkeit nicht mehr, aber für Vinyl war das halt geboten - jetzt gehört es zur Tradition. Für höhere Frequenzen ist das zwar allgemein unkritischer, jedoch verhindert auch die beim Vinyl systembedingt geringe Übersprechdämpfung zwischen den Kanälen eine allzu weite Spreizung der Stereobasis.

Für die Wahrnehmung eine große Rolle spielt jedoch auch die Phasenlage des Stereosignals. Beim Vinylschnitt wird der Schneidstichel immer exakt tangential geführt, die Abtastung mit dem üblichen, seitlich gelagerten Tonarm hat jedoch immer einen mehr oder weniger großen Winkelversatz. Dies führt zu Phasenfehlern, die sich hörbar auswirken können.
Unser Gehirn wertet bei der Beurteilung der Position einer Schallquelle (unter anderem) die Laufzeitdifferenzen zwischen beiden Ohren aus. Ein Schallereignis, das meinetwegen schräg rechts vom Kopf entsteht, trifft früher auf das rechte Ohr als auf das linke. Das führt dann beim Vergleich mit vorliegenden Erfahrungswerten im Gehirn zu der Richtungswahrnehmung "schräg rechts". Phasenfehler sind letztlich nichts anderes als Laufzeitdifferenzen zwischen linkem und rechtem Kanal, die daher zu einer Fehlortung bei der Richtungswahrnehmung führen können. So ließe sich der Eindruck einer größeren Basisbreite vielleicht wissenschaftlich erklären. Die Phasenlage eines Stereosignals lässt sich natürlich ebenfalls messtechnisch erfassen, allerdings ist sie ja stark abhängig vom jeweiligen Abtastsystem, die Messergebnisse wären daher kaum übertragbar.

"Tiefe" ist ein Begriff, der für einen Sinneseindruck steht, der auf vielerlei Weise zustande kommen kann, für den es aber leider keine messtechnische Größe gibt. Bei der Stereo-Abmischung einer Aufnahme kann man eine Illusion von Tiefe beispielsweise durch einen größeren Hallanteil erzeugen. Auch das EQing spielt eine Rolle. Einzelsignale mit mehr Hall (bzw. längerem Predelay) und gleichzeitig weniger Bässen und Höhen scheinen aus größerer Distanz zu kommen als "trockene" Signale - einfach weil das der natürlichen Hörerfahrung entspricht. Dies kann hier natürlich nicht gemeint sein, da es sich ja nicht um eine andere Abmischung handelt, aber du siehst vielleicht, wie schwer nachvollziehbar solche subjektiven Begriffe sind.

Letztlich sind Eindrücke wie diese Anzeichen dafür, dass das Gesamtsystem Vinyl nichts mit "High Fidelity" zu tun hat. Denn wäre dies so, könnte man keinen Unterschied zwischen digitalem Master und der Vinylwiedergabe feststellen. Der Unterschied ist jedoch - da wird mir niemand widersprechen - beachtlich. Ob man das gut oder schlecht bewertet, ist Geschmacksache, aber darum geht es mir wie gesagt nicht. 

"High Fidelity" oder "höchste Klangtreue" war seit Anbeginn der Geschichte der Schallaufzeichnung die oberste Maxime aller Erfinder und Entwickler, die praktisch das ganze 20. Jahrhundert hindurch unermüdlich Verbesserungen ausgedacht und zur Industriereife gebracht haben - und die Verbraucher haben dieses Ideal dankbar angenommen und sich zu eigen gemacht. Wäre dem nicht so, würden wir Musik heute noch in Wachszylinder geschnitzt hören müssen.
Auch die Schallplatte selbst hat über 60 Jahre lang stetige Verbesserungen in Sachen Klangtreue erfahren dürfen. Nur wenige Nostalgiker sehnen sich heutzutage nach krächzenden Grammophontrichtern, Schelllackplatten und Stahlnadeln zurück. In den 1950er Jahren kam das Vinyl, Füllschrift und damit die "Langspielplatte", später dann Stereo und sogar Quadro (wobei Letzteres allerdings enorme technische Probleme hatte).
Die letzte Verbesserung, "Direct Metal Mastering" wurde erst Anfang der 1980er Jahre erfunden und hat eine deutliche Qualitätsverbesserung in Sachen Klangtreue zur Folge gehabt, denn gleich mehrere verlustbehaftete Arbeitsschritte in der Fertigung konnten so eingespart werden. Antriebsfeder auch hier war jedoch "High Fidelity" und mit den "DMM"-Aufklebern hatte man eine zeitlang stolz auf den Covers werben können.
Jeder wollte Klangtreue - damals war es unter uns Audio-Fans extrem verpönt, wenn jemand den Bass- oder Höhenregler an seinem Verstärker aus der Nullstellung bewegt hat. Später gab es die True-Bypass-Schaltungen für die Klangregelung an hochwertigen Verstärkern - der Klang sollte um keinen Preis verfälscht werden, nicht mal durch einen im Weg liegenden EQ in Nullstellung.

Mit der Digitalisierung ist jedoch etwas ganz Entscheidendes passiert: erstmals war man mit dieser Technik in der Lage, sämtliche verfälschende Einflüsse eines Tonträgers komplett auszuschließen - zwischen dem Tonstudio und dem Endverbraucher war dadurch erstmals eine verlustfreie "Übertragung" möglich - das Ideal war also nach gut 100 Jahren Schallaufzeichnung endlich erreicht.
Das mag nun jeder nach seinem Geschmack schätzen oder nicht - ich jedenfalls will nach wie vor die Musik möglichst so hören, wie sie im Studio geklungen hat - ich will kein Wiedergabesystem, das mir etwas anderes vorgaukelt - auch dann nicht, wenn ich das dann womöglich "schöner" fände.

Zitat eines Lesers:
...kann ich alles gut nachvollziehen....
Dennoch finde ich den Ansatz "so wie der Musiker/Produzent im Studio" fehlerhaft, da das ja die original Bedingungen (vom "Band" über Pult bis hin zur identischen Abhöre und Studioakustik) vorraussetzen würde, die niemand jemals simulieren kann.
Das stimmt so nicht. Das, was ein A/D-Wandler im Studio aufgezeichnet hat, bekomme ich mit der Digitaltechnik ja verlustfrei nach Hause geliefert - Mikrofone, Aufnahmetechnik und Mischpulte spielen also keine Rolle. Die Akustik in modernen Studios einschließlich der Monitorboxen ist extremst auf Neutralität (=Klangtreue) getrimmt. Das muss so sein, damit man das, was man vor Ort hört, überhaupt als Referenz nutzen kann. Anders könnte man dort keine verlässliche Abmischung fahren, d.h. es würde nur dort "gut" klingen und nirgendwo sonst.
Hält man das Neutralitätsprinzip durch, benötigt man keinesfalls dieselben Bedingungen oder Geräte zuhause - im Gegenteil. Insbesondere Studioboxen klingen u.U. in einem Wohnzimmer gar nicht mal so gut, weil sie die Neutralität der Studio-Raumakustik voraussetzen, die da nicht gegeben ist.

In jedem Fall: Der große Vorteil einer auf Neutralität optimierten Anlage ist die beliebige Austauschbarkeit der Einzelkomponenten - eben weil diese ja neutral sind und keinen eigenen Anteil am Klang haben. Sobald Musik, egal welcher Art, im Studio "gut" klingt, wird sie auch auf jeder anderen neutralen Anlage "gut" klingen. Abstriche gibt es natürlich, weil Klangtreue ein Ideal ist, das nur angestrebt, aber nicht überall erreicht werden kann.
Wirkliche Kompromisse müssen heutzutage aber nur noch bei den Lautsprechern und der Akustik des Hörraums gemacht werden - da ist neutraler Klang letztlich eine Frage des Aufwands.

Wenn Klangtreue/Neutralität kein allgemein gültiges Ideal wäre, auf das sich längst alle (Hersteller wie Kunden und selbst die Presse) committed hätten, würde jedes analoge Gerät in der Kette seine eigene Verfälschung/Verfärbung des Signals hinzufügen, was in der Folge dazu führen würde, dass bestimmte Geräte sich für spezielle Musikgenres besser eignen als für andere. Bei Lautsprechern, die wie gesagt am wenigsten neutral sind, haben wir das Phänomen bereits, dass sich einige eher für Rock, andere eher für Klassik etc. eignen.

Da ist es schon interessant, dass Klangtreue bei Vinyl plötzlich nicht nur keine Rolle mehr spielen soll, sondern das Fehlen derselben exakt das ist, was der Hörer nach 35 Jahren Digital Audio mehr zu schätzen glaubt, als die nach Jahren des Wartens endlich erreichte Neutralität und letztlich die Unabhängigkeit von einem physischen Tonträger.



Die nächste Folge dieser Serie:
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VIII 

Die früheren Folgen dieser Serie:
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) I
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) II
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) III
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) IV
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) V
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VI
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VII

Montag, 9. November 2015

Technobabble: Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VI

In einem Artikel des Musikmarkt habe ich unlängst diese schöne Grafik gefunden, die den ganzen Vinyl-Hype so herrlich anschaulich illustriert hat:

Grafik: Billboard
Wow - das geht ja richtig ab durch die Decke - alle Welt kauft also nur noch Vinyl und zwar inzwischen dreimal mehr als CDs und Downloads? - Ist ja der Hammer - naja, jetzt nicht ganz unerwartet, schreiben doch alle Gazetten dasselbe: Vinyl boomt unglaublich und hat die CD längst abgelöst, keiner kauft noch den silbernen Plastikschrott, sondern alle Welt gibt sich wieder dem ach so beruhigendem Rillenrauschen mit Lagerfeueratmo hin! Wunderbar. Priceless.

Diese Grafik ist ein schönes Beispiel für die übliche Desinformation, mit der in nahezu allen Medien gearbeitet wird, wo von einem "Vinyl-Boom" zu lesen ist. Hier nur auf die Spitze getrieben.
Die Kurven für sich genommen sind dabei nicht falsch - sicherlich haben die Vinylverkäufe zugenommen und dass die Verkaufszahlen für CDs und Download abgenommen haben, ist ebenfalls zutreffend. Ich halte es nur für überaus unseriös, diese Kurven -jedenfalls so wie in dieser Grafik- nebeneinander zu stellen. Denn es soll ja ein direkter Vergleich zwischen beiden Kurven impliziert werden - dies ist jedoch nicht möglich, wenn den Kurven zwei unterschiedliche Maßstäbe (für die y-Achse) zugrunde liegen. Wenn man genau hinschaut und auch den Text liest, wird man schnell feststellen, dass die Vinylkurve um den Faktor 100 vergrößert dargestellt ist. Würde man beide Kurven im selben Maßstab bringen, wäre die Bildaussage weit weniger spektakulär:

Bereinigt: Beide Kurven im selben Maßstab
Genau hinschauen: der schmale rote Streifen untem am Rand sind die Vinylverkäufe - ich habe mir die schwarze Linie mit dem Pfeil gespart, weil diese sonst das Rot komplett bedeckt hätte. Und ich habe dabei sogar noch aufgerundet: die rote Kurve hatte in der Originalgrafik noch ein Maximum von 297 vertikalen Pixeln - ich habe sie auf 3 Pixel reduziert (bei natürlich unveränderter horizontaler Pixelzahl).
Sieht jetzt echt explosiv aus! ;)


Der Vergleich zwischen beiden Kurven ist übrigens auch noch aus einem anderen Grund unzulässig - die Digitalkurve ignoriert nämlich, dass die Verkaufszahlen hauptsächlich deswegen zurückgegangen sind, weil die Hauptzielgruppe der Musikkonsumenten mehr und mehr zu Streaming-Diensten wie "Spotify" wechselt - mithin eine weitere Art, Musik digital zu konsumieren, die hier jedoch offensichtlich unberücksichtigt bleiben sollte, weil die Kurve sonst auf dem Niveau von 2010 stehen geblieben oder vielleicht sogar wieder angestiegen wäre, statt weiter so anschaulich zu fallen.
Ich darf mal Wikipedia zitieren, um zu zeigen, dass das keine marginalen Zahlen sind:
"Im Jahr 2011 machte Streaming inklusive der werbefinanzierten Angebote 11,5 Prozent der digitalen Umsätze mit Musik aus, 2013 waren es bereits 20 Prozent. Der Gesamtumsatz mit Abostreaming überschritt in diesem Jahr [2014, Anm. tom] die Grenze von 1 Milliarde US-Dollar bei einem Gesamtvolumen des weltweiten Musikmarkts von 15 Milliarden. Damit löste das Streaming als wachsender Markt die Musikdownloads ab, die parallel dazu das schnelle Wachstum der davor liegenden Jahre nicht mehr fortsetzen konnten."


Die nächsten Folgen dieser Serie:
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VII
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) VIII 

Die früheren Folgen:
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) I
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Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) III
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) IV
Vinyl vs. CD (Wahn und Wirklichkeit) V

Donnerstag, 5. November 2015

GUY GARVEY - Courting the Squall (2015)

(Pic by Amazon)

Ich hege große Sympathien für Elbow und ihren allseits gelobten Sänger Guy Garvey, habe die Band im letzten Jahr erstmals live gesehen und besitze auch die letzten vier Studioalben, die mir im Großen und Ganzen sehr gut gefallen. Die Frage ist natürlich immer, erwartet man bei einem Soloalbum ungefähr dasselbe wie von einem neuen Bandalbum - oder wenn es schon verschieden ist, gibt es einen hörbaren Benefit - gefallen die Unterschiede so, dass man es nicht schade findet, dass diese Songs nicht mit der Band eingespielt wurden?

Der Pressetext gibt die Richtung vor: "Anders als bei elbow, wo schon immer demokratisch abgestimmt wurde, ist Courting the Squall ein Album, bei dem Guy Garvey letztlich alle Fäden in der Hand hatte, um ganz allein seine Vision und seine Gefühle zu vertonen. „Insgesamt basiert Courting the Squall auf jenen Einflüssen und Ideen, die „einfach nicht ins elbow-Universum passen“, so Garvey."
Wieso diese Songs nicht zu Elbow passen sollen, erschließt sich mir jedoch nicht wirklich, denn angelegt und strukturiert sind sie wie "normale" Elbow-Songs, es gibt dieselben Harmonien, dieselbe schwebende, ruhige, minimalistische Rhythmik, denselben Gesangsstil - was ich jedoch fast schmerzhaft vermisse, sind die anderen Elbow-Musiker - die "Ersatzmannschaft", die hier am Start ist, weiß anscheinend nicht so richtig, wie sie mit diesen Songs umgehen soll. Die Musiker agieren sehr zurückhaltend, fast übervorsichtig - das hinterlässt bei vielen Songs ein Vakuum, so dass viele kluge Ideen ins Leere zu laufen scheinen. Dadurch entsteht schnell der Eindruck, hier handele sich um eine Sammlung von Elbow-Outtakes; Songs, die keiner so richtig wollte.
Dennoch kein schlechtes Album - man sollte nur nicht zu viel erwarten...